Arnold von Harff 

Eine außergewöhnliche Reisebeschreibung aus dem ausgehenden Mittelalter verdanken wir dem Ritter Arnold von

Harff, der im Jahr 1471 auf Schloss Harff in Bedburg geboren wurde und im Jahr 1505 dort starb. Er unternahm am 7. November 1496 eine Reise zu den bedeutendsten Pilgerzielen des christlichen Mittelalters, nach Rom, Jerusalem

 

und Santiago de Compostela und verfasste einen ausführlichen Bericht über seine Reise durch Europa, Palästina und das Osmanische Reich.

Der Bedburger Autor und Journalist Dennis Vlaminck hat sich in seinem Buch „Der Pilgerbericht des Arnold von Harff“ mit dessen Aussagen ausführlich befasst. Arnolds Eltern waren Adam Harff, Landvogt von Jülich und Amtmann zu Kaster, und Ricarda Hoemen. Das Paar hatte drei Jungen und drei Mädchen. Arnold war der zweitälteste Sohn, und trotzdem gehörten ihm zahlreiche Liegenschaften und Einkünfte. Arnold war ein junger Mann, der das Abenteuer suchte. Er verließ gerne die gängigen Pilgerwege und reiste stattdessen in der Gesellschaft von Kaufleuten. Seine Schilderungen vermischen Realität und Fiktion, wurden durch viele eigene Zeichnungen ergänzt und heben sich deutlich von den mittelalterlichen Vorstellungen ab. Seine Texte sind zugleich Pilgerbericht (z. B. durch die Aufzählung der Ablässe), haben Gemeinsamkeiten mit einem Reiseroman (bedingt durch den fiktiven Teil), einem Reiseführer und insgesamt einer Reiseerzählung. „Arnolds Art, Fremde zu erfahren und wiederzugeben, belegt ebenfalls die Dualität von traditionellem und zukunftsgewandtem Denken, ein Nebeneinander in der Wahrnehmung,“ so Vlaminck.

Nach seiner Rückkehr erbte er von seinem Onkel Godart das Erbkämmeramt des politisch bedeutenden Herzogtums Geldern und das Gut Niederhoven bei Lövenich (heute Kreis Erkelenz). Im Jahr 1504 heiratete er Margarethe von dem Bongart, starb jedoch ein Jahr später auf Schloss Harff. Er hatte inzwischen eine Tochter, die jedoch früh verstorben ist. Es heißt, dass sein Grab in der Lövenicher Pfarrkirche zu finden sei. Als die Vorgängerkirche abgerissen wurde,fand man jedoch weder menschliche Überreste noch Grabgaben. Schnell entstand das Gerücht, dass die Harffer die Leiche des im Ruf der Heiligkeit stehenden Arnold gestohlen haben. Ein Löwe steht im Mittelpunkt einer weiteren Sage. Arnold soll diesem im Kampf gegen einen Drachen zur Seite gestanden und seitdem in dem Tier einen treuen Weggefährten gefunden haben. Als man seinen Leichnam zur Kirche fuhr, sprang der Löwe auf den Sarg. Nach dem Begräbnis kauerte er so lange vor dem Gab, bis er des Hungertodes starb. Arnold und sein Löwe gelten daher auch  als Namensgeber für den Ort Lövenich. „Arnold ist ein frommer Pilger, standesbewusster Adliger, sinnenfroher Abenteurer und ein Autor, der seine Vorgänger nachahmte und gleichzeitig seiner Zeit voraus war“ – so lautet die Wertung von Vlaminck zum Ende seines Berichtes.

 

 

Zwölf Handschriften des Pilgerberichtes sind noch überliefert. Sie haben bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren und waren zu ihrer Zeit sehr begehrt, obwohl es monatelanger Arbeit bedurfte, um Texte und Zeichnungen zu kopieren.